Wer sich in den letzten Tagen so dachte, „Stehen die im Urlaub eigentlich immer zu unmenschlichen Zeiten auf?“, der wird heute überrascht. Da wir bislang häufig aufrund von Aktivitäten am Morgen oder aufgrund des Reisens mit dem Nachtzug früh aufgestanden sind, haben wir spontan beschlossen, den Tag entspannt zu beginnen und keinen Wecker zu stellen. Als wir dann vom Wecker des Dschungels mit Vogelgezwitscher, Grillengezirpe und anderen Geräuschen geweckt wurden, war es schon fast neun Uhr. Mit dem Verlassen des Zimmers zum Frühstück, liefen wir auch quasi schon direkt vor eine Hitzewand, die uns mit 40°C endgültig wachküsste.

Beim Frühstück beschlossen wir dann aufgrund der Hitze die Aktivitäten für diesen Tag in die zweite Tageshälfte zu legen. So kam es, dass wir uns bis zum frühen Nachmittag mit Lesen, Plantschen und Ausruhen die Zeit vertrieben.

Nachdem wir uns kurz frischgemacht hatten, kam um 15:30 Uhr (wie bislang immer überpünktlich) unser Taxi an und brachte uns zur Bái Đính Pagode, wo wir uns kurzerhand für das Komplettpaket, inklusive Bootsfahrt und eigener Fremdenführerin, entschieden. Ebendiese hieß Tangh und sollte uns in den nächsten vier Stunden über die größte religiöse Stätte in Vietnam begleiten.

Wir starteten mit der Bootstour, die uns knapp eine Stunde um einen Teil des 700 Hektar großen Areals führte und einen kurzen Zwischenstopp auf einer Insel mit einer kleineren Pagode machte.

Als nächstes erkundeten wir das riesige restliche Areal und einen Großteil der religiösen Stätten. Aufgrund der Weitläufigkeit, wurden wir für die längeren Distanzen mit dem Golfkart transportiert. Da die Bái Đính Pagode als größte Pagode in Vietnam einige domestische und kontinentale Rekorde hält, gab es an den einzelnen Orten viel zu sehen.

Zuerst kamen wir an dem vier Kilometer langen Arhat-Korridor an. Dieser hält den Rekord als der größte Korridor seiner Art in Asien. Als Arhat bezeichnet man Menschen, die das Nirwana erreicht haben.

Danach führte Tangh uns zu der größten vergoldeten Buddha Statue in Asien. Der Kern dieses XXL-Buddhas besteht aus Bronze, was dazu führt, dass die funkelnde und glänzende, 10 Meter große Konstruktion, ganze 100.000 Kilogramm auf die Waage bringt.

Auf unserem weiteren Weg sahen wir noch etliche schöne, vergoldete Statuen. Für jede davon wurden wiederrum eigene Opfergaben abgelegt.

Beim nächsten Stopp ging es um unsere Füße. Die Mönche und Nonnen haben nämlich eine Kräuter-Rezeptur für ein Fußbad erarbeitet, die Gesundheit bringen soll und gut bei müden Füßen ist. Natürlich kamen wir nicht umhin, auch das auszutesten.

Die Beimischung von Ingwer und Pfefferblättern führte jedoch dazu, dass sich unsere Füße nach der Behandlung zunehmend heißer angefühlt haben. Das kann grundsätzlich mit Sicherheit entspannend sein, aber mit Blick auf die hohen Temperaturen und die dicken Wanderschuhe, hatte das Gefühl durchaus etwas Befremdliches

Unser persönliches Highlight war die nächste Station, der Báo Thiên Turm, der mit vielen Elementen und Rohstoffen aus Indien, eines der markantesten Punkte auf dem Gelände bildet. Inklusive des Erdgeschosses verteilen sich ganze dreizehn Stockwerke auf 100 Metern Höhe, die dann wiederum mit einem Dach aus Bronze geziert werden. Die dreizehn Stockwerke sind sehr bewusst gewählt, da diese Zahl (neben allen anderen Primzahlen) als besondere Glückszahl gilt.

Dieses und weitere charakteristisch artverwandte Bilder sind übrigens auf Anraten von Tangh entstanden, die in nur wenigen Sekunden die richtige Einstellung für ein klassisches Touri-Bild herstellen konnte 😁

Die richtige Navigation durch das Gebäude könnte man vermutlich besser in drei Semestern erlernen. Wir hatten ja zum Glück Tangh, um das etwas zu beschleunigen, denn eine falsche Reihenfolge könnte Unglück und Krankheit zur Folge haben.

Wenn man den richtigen Weg in der richtigen Reihenfolge abläuft, kann man, ähnlich wie in vielen katholischen Kirchen Jesus‘ Kreuzigung, Buddhas Geschichte anhand von Bildhauereien verfolgen.

Als wir dann mit Hilfe des Aufzugs den höchsten Punkt des Turms erreichten, war die Dämmerung schon sehr weit fortgeschritten und das Areal wunderschön beleuchtet, sodass wir oben 360° ablaufen konnten und alles aus der Vogelperspektive betrachten durften. Einfach atemberaubend.

Bevor es wieder nach unten ging, zeigte Tangh uns noch, wie man betet und sprach mit uns ein Gebet für unsere Gesundheit, um danach mit der richtigen Handfaltung und -bewegung die vier Budhhas im Raum einmal zu würdigen. Eine sehr nette Geste.

Da sich die Tour so langsam dem Ende neigte, genossen wir noch die letzten Augenblicke auf der schön beleuchteten Anlage bei einem Honigtee und „Candy Nuts“ mit Tangh, bevor unser Fahrer uns wieder einsammelte.

Der ursprüngliche Plan sah vor, dass wir der Altstadt von Ninh Binh noch einen Besuch abstatten, um dort auch gleich nochmal die Streetfoodleckereien genießen zu können. Da die Vietnamesen aber heute im großen Stil ihre Wiedervereinigung mit Straßenfesten und Feuerwerk feiern und die Altstadt entsprechend überlaufen war, wurde diese im Umkreis von vier Kilometern für jeglichen Verkehr gesperrt. Da diese Sperrung sowohl für die An-, als auch die Abreise hinderlich hätte sein können, beschlossen wir den Versuch gar nicht erst zu starten und aßen im Hotel.

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