Nach einer erholsamen Nacht begann unser letzter Tag hier in Vietnam, wie gewohnt, mit einem ausgiebigen Frühstück. Anschließend packten wir unsere Sachen zusammen. Bevor wir um 12:30 Uhr auschecken mussten, entspannten wir noch auf dem Zimmer, da wir weiterhin nicht wirklich fit waren.

Anschließend ging es, auf Empfehlung von Olivia und Michael, mit dem Grab-Taxi zum berühmt-berüchtigten Hỏa-Lò-Gefängnis. Ursprünglich wurde das Gefängnis im Jahr 1886 durch die französische Kolonialmacht erbaut, um politische Gefangene zu inhaftieren. Zuvor befand sich in diesem Gebiet ein Dorf, welches sich auf Ton- und Porzellanwaren spezialisiert hatte. Daher stammt auch der Name Hỏa-Lò welcher übersetzt „feuriger Ofen“ bedeutet. Getauft wurde das Gefängnis Maison Centrale (Zentralhaus). Noch heute werden Gefängnisse für Schwerverbrecher in Frankreich so genannt.

Frankreich inhaftierte und folterte die gefangenen Vietnames*innen, die die Unabhängigkeit anstrebten unter schlimmsten Bedingungen. Die Wände waren schwarz geteert, um eine besonders bedrückende Atmosphäre zu erzeugen und die Belüftung war extrem schlecht. Unter „normalen“ Haftbedingungen, wurden die Gefangenen auf Eisenholzpodesten an den Fußgelenken gefesselt, so dass sie nur liegen und sitzen konnten.

M.C für Maison Centrale

Wer aufsässig war oder anderweitig Probleme bereitete, wurde für bis zu einen Monat in Einzelhaft gesteckt. Dabei wurde man auf nacktem Beton, in völliger Dunkelheit und Kopftieflage an den Hand- und Fußgelenken gefesselt.

Aufgrund der katastrophalen Haft- und Hygienebedingungen kam es häufig auch zum Ausbruch von Seuchen wie Ruhr, Cholera und Thyphus. Auf dem Gelände des Gefängnisses wächst ein Katappenbaum. Aus dessen Blättern und Rinde fertigten die Gefangenen natürliche Heilmittel an. Er wurde zudem zur Herstellung von Essstäbchen, Stifthaltern und Musikinstrumenten genutzt. Noch heute kann man als Besucher des Museums viele Souvenirs aus Katappenbaum erwerben.

Überraschenderweise kam es auch mehrfach zu erfolgreichen Gefängnisausbrüchen, welche meist über die Kanalisation erfolgten. Die Entflohenen schlossen sich dann in der Regel sofort wieder dem Widerstand an.

Auch Frauen wurden im Hỏa-Lò-Gefängnis inhaftiert. War eine Frau Schwanger bei der Festnahme und hatte keine Familie, die für das Kind sorgen konnte, so musste das Kind mit im Gefängnis leben. Irgendwann begann man, Stickereien der Insassinnen zu Gunsten der Wächter zu verkaufen.

Auch viele zum Tode verurteiltete Insassen wurden im Hỏa-Lò-Gefängnis festgehalten. Diese waren abgesondert von den anderen Gefangenen und wurden ebenfalls unter besonders Präkären Umständen festgehalten. Die Hinrichtungen wurden vor allem mittels einer mobilen Guillotine durchgeführt. Die Köpfe der Enthaupteten wurden häufig zur Abschreckung zur Schau gestellt.

Auch Folter spielte eine große Rolle im Hỏa-Lò-Gefängnis. So wurden Häftlinge beispielsweise in mit Wasser gefüllte Metalltonnen gesperrt, die man verschloss und von außen mit Hammerschlägen traktierte.

Nach ihrer erfolgreichen Flucht, bzw. Entlassung aus dem Gefängnis, wurden die meisten der Häftlinge erfolgreiche Funktionäre der Demokratischen Republik Vietnam. Nach der Befreiung Vietnams 1954 wurde das ehemalige Gefängnis als politisches Ausbildungszentrum genutzt. Schon während ihrer Gefangenschaft lehrten und lernten die Gefangenen untereinander Politik, Fremdsprachen und Kulturelles.

Heute erinnert ein Mahnmal im Hof des Museums an das Leid und den Unabhängigkeitskampf der Insassen.

Als 1955 der „amerikanische Krieg“ ausbrach und die USA vermehrt Luftangriffe auf Nordvietnam flogen, wurden vor allem amerikanische Piloten, deren Flugzeuge man abgeschossen hatte, hier inhaftiert. Sarkastisch gaben die Soldaten dem Hỏa-Lò-Gefängnis den Spitznamen „Hanoi Hilton“, denn obwohl dies gerne so dargestellt wird, waren die Haftbedingungen wohl alles andere als Urlaub in einem Luxushotel. Einer der berühmtesten gefangenen US-Piloten war übrigens der Senator und zweimalige Präsidentschaftskandidat John McCain. Diese „Piloten in Pyjamas“, wie sie sich selber nannten, wurden mit und mit an die USA übergeben. Viele von ihnen setzten sich nach ihrer Freilassung gegen den Vietnamkrieg ein und kamen teilweise mehrfach nach Vietnam zurück, um freundschaftliche Beziehungen aufzubauen.

Vietnamesische Zvilisten und Soldaten retten den abgeschossenen Piloten John McCain aus dem Truc Bach See
US-Senator John McCain beim Besuch des Hỏa-Lò-Museums

Im Anschluss gönnten wir uns noch ein sehr leckeres und unerwarteterweise riiiiesiges Mittagessen im May Tre Dan Restaurant. Danach rollten wir zurück zu unserem Hotel. Dort ermöglichte man uns noch einmal, obwohl schon für die nächsten Gäste vorbereitet, das Zimmer für eine erfrischende Dusche zu nutzen.

Den Rest der Zeit, bis man uns zum Flughafen bringen würde, verbrachten wir in der Lobby, wo die Rezeptionistin fast eine Stunde mit uns über Gott und die Welt  quatschte. Als unser Taxi kam, begleitete uns das gesamte Personal der Lobby noch bis zum Auto.

Zusammengefasst können wir sagen, dass Vietnam ein wirklich, wirklich tolles Land ist. Sowohl die Natur, als auch die Menschen, sind einfach einzigartig und die Gastfreundschaft kann nicht oft und stark genug hervorgehoben werden. Auch wenn es (noch?) ein sehr armes Land ist, merkt man, dass sich alles im Aufbruch befindet und dass die Bevölkerung gewillt ist, mitanzupacken. Wir werden die Entwicklung auf jedenfall mit großem Interesse im Auge behalten und können nur eine dicke Reiseempfehlung aussprechen!

An unsere fleißigen Mitleser: Danke, dass Ihr uns auf unseren Reisen so interessiert begleitet. Wir freuen uns auf jedenfall schon auf den nächsten Urlaub.

Hẹn Sớm Gặp Lại!

8 Kommentare

  1. Hallo Eric und dem mir unbekannten Max, ich finde ich hab hier einen ganz tollen Blog! Eure Reiseerfahrung erinnert mich an meine Südostasien Erfahrungen, motivieren aber tatsächlich noch mal sehr für einen Urlaub in Vietnam. Ihr habt das super beschrieben. Es war amüsant und lehrreich! Vielleicht melde ich mich später mal wieder. Liebe Grüße vom Kollegen aus Neuss!

    1. Danke für die Blumen 😍 macht das auf jedenfall!!! Vietnam ist der Hammer und in wahrscheinlich nicht mal mehr 5 Jahren wird alles nochmal ganz anders dort sein!

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