Nach den selbst auferlegten Strapazen des gestrigen Tages ließen wir es heute morgen sehr ruhig angehen. Recht spät ging es mit Beinen wie Bleiklumpen hoch zum Frühstück. Da wir heute auch weiterreisen, bekamen wir dabei schon mal einen kleinen Vorgeschmack, wie es später sein würde, mit den vollgepackten Rucksäcken diesen Aufstieg zu absolvieren. Su würde uns vermutlich sagen, dass wir aufhören sollen zu weinen, wenn man bedenkt, dass sie 40 kg schwere Pakete mit Bambusholz zum Heizen durch die Berge schleppt.

Nach dem Frühstück kontaktierten wir Long, den fröhlichsten Taxifahrer der Welt, und packten unsere sieben Sachen. Mit dem Taxi ging es dann zum Cat Cat Village. Dieses kleine rustikale Dorf liegt mitten in einem saftig-grünen Tal mit vielen Wasserfällen, durch das ein kleiner Fluss fließt. Leider ist das kleine Dorf inzwischen sehr touristisch geprägt. So zahlt man zunächst einmal Eintritt (150.000 VND ≈ 5,50 € pro Person), um überhaupt in das Dorf reinzukommen. Für vietnamesische Verhältnisse ist das schon sehr viel. Danach geht es dann eine scheinbar endlose, rutschige Specksteintreppe hinab, welche links und rechts von Verkaufsständen gesäumt wird, die wirklich ausnahmslos alle nahezu identische Produkte sehr proaktiv anbieten. Die rutschige Treppe, gepaart mit der bekannten Körperklausigkeit forderte auch nicht allzu lange nach Betreten des Dorfes ihren Tribut. Max rutschte aus, schlug sich erstmal das linke Knie blutig und knickte mit dem rechten Fuß um. Zum Glück war der Schreck zunächst größer als die letztendliche Verletzung und nach kurzer Pause konnten wir weitergehen.
Man merkt dem Areal schon doll an, dass man hier Touristen anlocken möchte. So sind zahlreiche „Fotospots“ errichtet, um für Instagram und Co. besonders tolle Motive zu liefern.




Unten im Tal angekommen, wurde es dann zum Glück deutlich schöner. Man konnte schon fast meinen, von Herrn Elrond in Bruchtal begrüßt zu werden.Wir flanierten durch einen Rosengarten und besuchten einen „heiligen Bambuswald“. Dort nahmen wir uns ein wenig Zeit, um in einem kleinen Schrein zwei Räucherstäbchen zu entzünden. Ein sehr meditativer Moment.






Anschließend gelangten wir zum eigentlichen Cat Cat Village. Direkt am zum Teil ausgetrockneten Flussbett gelegen, findet man sehr schöne Holzhäuser mitten im Grünen. Kinder spielten im Wasser und die Erwachsenen gingen einigen Hand- und Hausarbeiten nach. Sehr auffällig waren vor allem jene Touristen, die sich hier traditionelle Trachten geliehen hatten, um in allen möglichen und unmöglichen Stellungen für die Kamera zu posieren.




Besonders die faszinierende und vielfältige Pflanzenwelt konnten wir immer wieder nur bestaunen.


Nachdem wir uns noch ein Eis am Stiel gegönnt hatten, machten wir uns langsam auf den Weg zurück nach oben. Da Max‘ Fuß nun zunehmend schmerzte und es immer wärmer wurde, wurde dies zu einem sehr anstrengenden, schweißtreibenden Aufstieg mit vielen Pausen. Glücklicherweise hatten wir uns auch dazu entschieden, relativ früh herzukommen, denn uns strömten immer mehr Touristen entgegen und vor dem Eingang bildete sich eine lange Schlange.
Als Mittagessen-Location wählten wir ein sehr gut bewertetes Restaurant in Sa Pa Town aus. Leider fuhr vom Eingang des Cat Cat Village kein seriöses Taxi nach Sa Pa Town und da insbesondere ich definitiv nicht als Sozius auf einem der Motorroller mitfahren wollte, machten wir uns an den weiteren mühsamen Aufstieg.


Im Restaurant „ChuSu Kitchen“ angekommen, wurden wir schließlich für unsere Strapazen mehr als belohnt. Der Koch hatte in der „Haute Cuisine“ gelernt und sich nun auf französisch-vietnamesische Fusionsküche spezialisiert. So konnten wir in der offenen Küche beobachten, wie aus frischesten Zutaten durch Sous-vide-Garung köstliche Spare Ribs vom Sa Pa Schwein gezaubert wurden. Auch der Nachtisch, Panna Cotta mit tropischen Früchten und Maracuja-Käsekuchen konnten sich mehr als sehen und schmecken lassen 😋. Leider verlassen wir heute Sa Pa, sonst hätten wir sicherlich noch mehr Gelegenheiten genutzt, uns durch die Speisekarte zu probieren. Nebenbei hat uns das Ganze inkl. Getränken und Trinkgeld umgerechnet gerade mal ca. 28 Euro gekostet. Die Preise hier sind für europäische Verhältnisse einfach unschlagbar.



Gut gesättigt und gestärkt, riefen wir Long an, der uns abholte und zum Hotel zurückbrachte, wo wir unsere Rucksäcke zwischengelagert hatten. Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten und alle Wunden verarztet waren, entspannten wir noch ein bisschen auf der Hotel-Terasse, bevor es Zeit wurde, dass Long uns runter ins Tal brachte, wo wir erneut in den Chapa Express Train steigen würden. Beim Verlassen des Hotels wurde uns nur einmal mehr die große Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Vietnamesen vor Augen geführt. Da Max‘ Verletzung aufgefallen war, wollte der Besitzer der Unterkunft sofort sein ganzes Gepäck für ihn tragen und Long bot an zur Apotheke zu fahren.

Auf dem Weg fuhren wir nochmal durch Sa Pa Town, welche aufgrund der fünftägigen Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung Vietnams festlich erleuchtet war.


In Lao Cai angekommen, verabschiedeten wir uns von Long, unserem fröhlichsten Taxifahrer der Welt, und machten noch ein Abschiedsselfie. Während wir darauf warteten, dass es Zeit wurde einzusteigen, erreichte uns folgende Nachricht:

Ganz warm ums Herz und glücklich über die vielen tollen Erinnerungen, stiegen wir erneut in den Chapa Express Train, in der Hoffnung diesmal etwas besser schlafen zu können.
Auf zu neuen Abenteuern!

Immer wieder schön zu lesen und die tollen Bilder zu sehen. Dir Max gute Besserung .😘
Dankeschön 😊
<3
❤️