Endlich war es da, das erste richtige englische Frühstück. Max und Thekla waren schon mit dem Aufwachen ganz aufgeregt. Dem Rest der Truppe drehte sich bei dem Gedanken an Baked Beans, Bratwürstchen und Hashbrowns eher der Magen auf links. Da die Auswahl aber doch sehr beschränkt war, aßen wir alle ein „Full English Breakfast“ und rollten dann im wahrsten Sinne des Wortes weiter.

Als erste Station stand das weltberühmte Dörfchen Cheddar und die größte Felsschlucht Britaniens, Cheddar Gorge, auf dem Plan. Leider spielte das Wetter an diesem Tag nicht so mit wie bisher und es regnete Katzen und Hunde wie der einheimische Brite zu sagen pflegt. Dass dabei keine Fellnase zu schaden gekommen ist können wir leider auch nicht ganz bestätigen, denn das uns vorausfahrende Auto fuhr leider eine der frei herumlaufenden Bergziegen an. Für die Ziegenmama kam jede Hilfe zu spät und wir vermuten, dass die Fahrerin das arme Ziegenbaby mitgenommen hat.
Nach dieser Tragödie mussten wir uns etwas Gutes tun und so kauften wir erstmal in der örtlichen Käserei ein. Dieser Käse ist auch der einzige Cheddar, der noch in seiner Heimatstadt hergestellt wird und reift für 24 Monate in den örtlichen Höhlen.

Im Anschluss besichtigten wir die Höhle „Gough’s Cave“. In dieser Höhle entdeckte der Höhlenforscher Richard Cox Gough 1903 das älteste, vollständig erhaltene menschliche Skelett Großbritanniens. Den Cheddar Man. Untersuchungen zufolge, lebte der Cheddar Man vor 9000 Jahren in dieser Region. Analysen der mitochondrialen DNA des Cheddar Man und der heutigen Bevölkerung zeigten, dass ein Geschichtslehrer der örtlichen Schule wohl genetisch verwandt mit dem Cheddar Man ist. Neben einer Kopie des Original Skeletts konnten wir zudem zahlreiche wunderschöne Steinformationen und den Cheddarkäse beim Reifen bewundern.

Zeitweise ist die Höhle überflutet. WL markiert den höchsten Wasserstand.

Nach der Besichtigung von Gough’s Cave machten wir noch eine animierte Wanderung durch die nahegelegene Cox Cave mit. Dabei begleiteten wir eine Gruppe Höhlenmenschen auf der Jagd.
Gut durchgefrostet flüchteten wir vor dem Regen in ein Cafe. Bei heißem Tee und essbarem Diabetes in Form von Kuchen und Clotted Cream tauten wir langsam wieder auf.

Von Cheddar ging es dann weiter über sehr enge und steile Straßen in Richtung der nächsten Unterkunft in Combe Martin. Bei Aldi in Bridgwater füllten wir unsere Reserven an Snacks und Getränken auf. Kurz vor der Ortschaft Holford hielten wir auf einem kleinen Rastplatz mitten im Wald und picknickten in Sir Windsor, da das Wetter leider immer noch typisch britisch war.
Frisch gestärkt ging es nach Selworthy, einem winzigen Dörflein mit malerischen Cottages, abgeschieden auf einer Anhöhe. Es fällt schwer sich vorzustellen, wie es ist dort zu leben, geschweige denn aufzuwachsen. Lediglich bei dem Anblick des Friedhofes bleibt festzuhalten, dass es hässlichere Orte für die letzte Ruhe gibt.

Als wir dann wieder in Sir Windsor stiegen, um unsere Reise fortzusetzen machte sich plötzlich ein äußerst unangenehmer Geruch breit. Andrea hatte es geschafft in einen deftigen Haufen zu treten. Ob der von einem Hund oder von dem auf dem Parkplatz nächtigenden Herren war wissen wir nicht. Thekla bewaffnete sich jedenfalls mit einem Stöckchen und gemeinsam kratzten und spülten die beiden die Sohle frei, so dass wir die Reise fortsetzen konnten. Inzwischen hatte sich auch das Wetter deutlich gebessert.
Nächster Stop war Porlock Wire. Direkt am Meer gelegen machten wir hier eine kleine Pause zum Lesen, Sonnen und Kaffeetrinken.

Der letzte Abschnitt unserer Tagestour führte uns über extrem steile und enge Serpentinen in die Höhe. Außer Schafen, Kühen und saftiger Wiesen auf der einen Seite und einem steilen Hang zum glitzernden Meer hinab auf der anderen Seite, war weit und breit nichts zu sehen. Wiedermal fragten wir uns wie es wohl sein muss in einem der vereinzelten Bauernhöfe zu wohnen. Weit ab von jeglicher Zivilisation.

Als wir dann relativ spät in Combe Martin ankamen, bezogen wir unsere in manchen Fällen mehr und in manchen Fällen weniger geschmackvoll eingerichteten Zimmer. Thekla und Andy ergatterten dabei einen blauen (Alb-)Traum, der zumindest Thekla noch bis in den Schlaf verfolgte.

Da wir bei unserem Picknick schon recht ausgiebig gespeist hatten, entschieden wir uns einstimmig nur noch eine Kleinigkeit zu Abend zu essen. Wir machten uns also auf den Weg zu einem Restaurant in Meeresnähe. Aufgrund des recht langen Fußweges und der allgemeinen Müdigkeit ließen wir uns auf halbem Weg recht schnell von einem Herren in eine Sportsbar komplementieren, welche auch Essen anbot. Durch drei Hunde, der Dackel namentlich „Sausage“, freudig begrüßt nahmen wir in einem der vier bunt zusammengewürfelten Gasträume platz. Recht schnell mussten wir allerdings erfahren, dass die Köchin heute nicht da ist und es außer flüssig Brot und ein paar Erdnüssen nicht viel zu Essen gab. Mit unseren Unterhaltungen auf Deutsch zogen wir recht schnell die Aufmerksamkeit eines älteren Herren auf uns. Er war als Soldat in Soest stationiert und hatte einige Zeit in Mülheim an der Ruhr bei Mannesmann gearbeitet. Auch heute habe er noch Verwandtschaft in Mülheim und Wesel. Wie klein die Welt doch ist!

Nachdem wir zwei Bier getrunken hatten, kehrten wir zur Unterkunft zurück und setzten uns in Sir Windsor zum Abendessen zusammen, denn mitgebrachte Lebensmittel waren in der Unterkunft nicht erlaubt.

So war der Weg ins Bett zum Glück sehr kurz und wir fielen müde in die Federn.

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