So war er dann gekommen. Der letzte volle Tag unseres Roadtrips durch den Westen der USA. Den Tag begannen wir mit einem spärlichen Restefrühstück. Dann ging es nochmal in den Yosemite National Park, um nun auch das Herzstück des Parks, das Yosemite Valley zu erkunden. Zunächst bedeutete dies wieder zahlreiche Höhenmeter über enge Serpentinenstraßen (natürlich ohne jeglichen Absturzschutz) zu bewältigen. Als wir dann plötzlich vor einem Tunnel mit der Beschilderung „10,4 Feet Clearance at curb“ standen, machten wir erstmal ziemlich dumme Gesichter, denn Mogli ist inklusive Klimaanlage auf dem Dach 13,5 Feet hoch.

Ein Wendemanöver an dieser Stelle wäre auch ziemlich spannend geworden, da die Straße links durch eine massive Felswand und rechts durch den Abhang begrenzt wurde. „At curb“ meint zwar am Randstein und nicht in der Fahrbahnmitte, aber mit 13,5 Fuß erschien uns Moglis Überstand doch sehr groß. Ich stieg also aus um zu beobachten wie Max Mogli langsam und vorsichtig in den Tunnel fuhr. Tatsächlich war in der Fahrbahnmitte mehr als genug Platz und so konnten wir die Fahrt langsam, aber problemlos fortsetzen. Zum Glück wussten wir nun Bescheid, denn auf unserem Weg kamen wir durch noch mehr solcher Tunnel.
Passenderweise war der erste Halt der Aussichtspunkt „Tunnel View“, welcher einen einzigartigen Blick einmal quer durch das Yosemite Valley bot. Dieser Aussichtspunkt wurde 1851 durch lokale weiße Milizen gefunden, die auf der Jagd nach indigenen Ureinwohnern waren, weil diese verdächtigt wurden, die Postkutschen zu überfallen. Sie waren somit die ersten Weißen, die das Yosemite Valley betraten. Vor dem Hintergrund der Ausbeutung, Vertreibung und Ermordung der amerikanischen Ureinwohner auf dem gesamten Kontinent erhält dieses Stück Geschichte doch ein unschönes Geschmäckle. 1864 wurde das Gebiet zum Yosemite National Park. Er ist damit der drittälteste Nationalpark der USA und weltweit. Im Jahr 1984 wurde er zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt.
Vom Tunnel View aus kann man jedenfalls drei der Hauptattraktionen des Yosemite Valley sehen. Den El Capitan Felsen, den Half Dome Felsen und den Bridalvail Fall, also einen Wasserfall. Damit werden auch die typischen Charakteristika des Yosemite National Park gut zusammengefasst. Granit, Wasserfälle und Mammutbäume.

Im Yosemite Valley angekommen stellten wir Mogli ab und fuhren mit dem kostenlosen Shuttlebus zu den Happy Isles. Dabei handelt es sich um kleine Halbinseln die von Bachläufen umspült werden. An dieser Stelle werden regelmäßig Wasserproben genommen, um Qualität und Quantität, auch als Surrogatmarker für das restliche Land, zu untersuchen. Hier wanderten wir einen ziemlich steilen Wanderweg in die Höhe, um verschiedenste Wasserfälle zu sehen. Wir hätten wohl noch weiter hochsteigen können, entschieden uns im Verlauf aber umzukehren, damit wir noch mehr vom Park ansehen konnten.

Als nächstes fuhren wir mit dem Shuttlebus zu den Yosemite Falls. Diese gehören mit einer Gesamthöhe von 739 m zu den höchsten Wasserfällen der Erde. Sie unterteilen sich allerdings nochmal in die Upper Falls und die Lower Falls. Aus Zeitgründen wanderten wir nur zu den Lower Falls. Wie wir feststellen mussten, bestehen diese aufgrund der Trockenheit aktuell auch eher aus einem Rinnsaal, als aus reißenden Fluten.

Letzter Stopp im Yosemite National Park wurde der eindrucksvolle Felsen El Capitan. Dieser gilt insbesondere unter Kletterern als beliebtes Ausflugsziel. Viele der Kletterer übernachten in der Felswand, wodurch diese nachts von Lichtern gespickt wird.

Wieder an Mogli angekommen, verließen wir im Sonnenuntergang den Yosemite National Park und fuhren in das kleine Städtchen Groveland.

Zum feierlichen Abschluss unseres Urlaubs und aufgrund der aufgebrauchten Lebensmittel, gönnten wir uns ein hervorragendes Abendessen im Iron Door Saloon. Der Iron Door Saloon ist, nach Angabe der Besitzer, der älteste durchgehend bestehende Saloon der USA. Das Gebäude wurde bereits 1852 aus Granit gebaut und 1896 wurde der Saloon eröffnet. Bis dahin hatte es als Postamt der kleinen Stadt gedient. Ein berühmtes Kennzeichnen des Saloons ist die mit Dollarscheinen vollgeklebte Decke.

Ich habe in meinem Leben schon viele Spare Ribs gegessen, aber ich kann ziemlich sicher sagen, dass ich noch nie so gute Spare Ribs gegessen habe wie diese. Butterzart konnte man das Fleisch von den Knochen lösen und die hausgemachte BBQ-Sauce rundete das Geschmackserlebnis perfekt ab. Max Burger war, dem genüsslichen Ausdruck auf seinem Gesicht nach, auf jedenfall auch nicht zu verachten. Die Desserts konnten sich ebenfalls sehen und schmecken lassen!
Von der Karte lernten wir, dass man unsere neuentdeckten S’mores wohl auch als Kuchen zubereiten kann. Leider war dieser schon ausverkauft. Nichtsdestotrotz rollten wir förmlich, satt und zufrieden, zurück zur Campsite, wo wir alles für den frühmorgendlichen Aufbruch vorbereiteten. Ein wenig schwermütig, aber auch in Vorfreude auf unsere Lieben in der Heimat, betteten wir uns dick eingepackt ein letztes Mal in Mogli zur Nacht.

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