Da Max‘ Fuß doch mehr Probleme bereitete als wir dachten und die Wettervorhersage knackige 39 °C angab, ließen wir unsere Pläne, Ninh Binh per Fahrrad zu erkunden, fallen und buchten spontan während des Frühstücks eine Gruppentour mit Bustransfer. Als man uns dann sagte, dass wir in ca. 5 – 10 min. abgeholt werden, musste alles ganz schnell gehen. Zum Glück sind wir inzwischen gut geübt und so standen wir pünktlich zur Abholung bereit.

Blick von unserem Balkon

Erster Stopp im eng und vollbesetzten, aber immerhin klimatisierten Bus, war die Bích Động Pagode. In Vietnam unterscheidet man in Pagoden und Tempel. Die Pagoden sind religiöse Stätten des Buddhismus. Tempel dienen zur Verehrung von Helden. Erbaut wurde die Bích Động Pagode im 18. Jahrhundert, der Legende nach von zwei Mönchen, die auf der Suche nach einem friedlichen Ort zur Meditation waren. Übersetzt bedeutet der Name „Grüne Höhlenpagode“, da die Pagode in 3 Etagen in den Felsen mitten im Grünen eingebaut wurde. So ging es ziemlich schweißtreibend die unterschiedlich hohen und breiten Stufen hoch. Hier lernten wir auch, dass die Altarräume häufig durch eine hohe Türschwelle abgegrenzt werden, weil die natürliche Bewegung beim Überschreiten einer so hohen Schwelle die automatische Vorbeugung des Oberkörpers bewirkt. Man zollt dem Altar also direkt beim Eintritt Respekt. Außerdem erfuhren wir, dass es verschiedene Figuren in den Pagoden gibt. So wird nicht nur Buddha dargestellt, sondern auch Nonnen, Mönche und Bodhisattva. Bodhisattva sind „Erleuchtungswesen“, die noch nicht den Zustand der Erleuchtung erreicht haben, aber danach streben. Häufig werden sie mit vielen Augen und Armen dargestellt, mit denen sie den Menschen, auf dem Weg zur Erleuchtung, helfen sollen. Im Gegensatz zu einem echten Buddha sitzen Nonnen, Mönche und Bodhisattva häufig auf einer geschlossenen Lotusblüte. Dies symbolisiert die noch noch nicht erfolgte Erleuchtung. Daher stammt auch die Gebetshaltung der Buddhisten mit aneinandergelegten Handflächen und Fingerspitzen 🫸🏼🫷🏼, wodurch die geschlossene Lotusblüte signalisiert wird.

Der zweite Altarraum befand sich in einer großen Höhle, die nur so von Fledermäusen wimmelte.

Nächster Halt unserer Tour war die Hang Mua, übersetzt, „Tanzhöhle“. Dabei handelt es sich eigentlich vorrangig um eine Höhle, die von König Tran aufgesucht wurde, um Tanz- und Musikshows zu sehen. Die Höhle ist allerdings recht unspektakulär und nebensächlich. Viel größerer Touristenmagnet ist die Aussichtsplattform auf dem  nahegelegenen Hügel. Nach ca. 500 mehr oder weniger rutschigen und unebenen Specksteinstufen wird man mit einer fantastischen Aussicht auf die Umgebung belohnt. Bei sicherlich 40 °C und kaum Schatten kamen alle ganz schön ins Schwitzen. Mit mehreren Trinkpausen und ca. 1,5 l Wasserkonsum schafften wir aber den Aufstieg. Die Aussicht auf die Umgebung, die wegen ihrer Kalksteinfelsen auch als „trockene Ha Long Bucht“ bezeichnet wird, war spektakulär. Unten angekommen, belohnten wir uns erstmal mit einem Eis am Stiel.

Am Fuß des Aussichtspunktes fand sich noch eine kleine Höhle mit Altar zur Anbetung des Tigers als „König des Waldes“.

Anschließend ging es weiter zum Hoa Lu Acient Capital. Diese durch die Berge gut geschützte ehemalige Hauptstadt Vietnams, war die erste Hauptstadt eines vereinten Vietnams im 10. Jahrhundert, damals noch unter dem Namen Dai Co Viet. Zu besichtigen gibt es hier zwei Tempelanlagen. Die eine ist dem damaligen König Dienh Tien Hoang  geweiht, der zusammen mit seinem Thronfolger durch einen Eunuchen vergiftet wurde. Da sein einziger verbleibender Sohn erst sechs Jahre alt war, wurde sein oberster General Le Hoan von der Königin zum König Le Dai Hanh gemacht. Diesen heiratete die Königin später. Aus diesem Grund findet man ihre Statue auch im Tempel des Generals und nicht im Tempel des Königs. Ihr Blick geht aber in Richtung des Königstempels, als Zeichen ihrer trotzdem bestehenden Liebe. Trotzdem schien der General nie den Respekt für seinen König verloren zu haben. So finden sich in der zweiten Tempelanlage, die dem General geweiht ist, viele Zeichen der Unterwerfung gegenüber dem König. Beispielsweise findet man in beiden Anlagen sogenannte „Drachenbetten“, aber nur die des Königs sind mit dem königlichen Symbol, dem Drachen verziert. Die des Generals dagegen steigen leicht pultförmig an und sollen damit die Form eines sich verneigenden/ unterwerfenden Menschen imitieren. Auch nur das Dach des Königs-Tempels ist mit einem Drachen verziert. Bestattet wurde der König übrigens auf dem Gipfel eines nahegelegenen Hügels, während die Grabkammer des Generals am Fuße dieses Hügels liegt. Das nenne ich mal Treue für die Ewigkeit. Die bunten viereckigen Flaggen, die man momentan überall sieht sind übrigens Feiertagsflaggen für den „Reunification Day“ morgen und bleiben überall solange hängen, bis sie kaputt sind.

„Tempel des Königs Dinh Tien Hoang“
Sänfte des Königs
Tempel des Königs Dienh Tien Hoang mit flachem Drachenbett davor
Tempel des Generals Le Hoan,
späterer König Le Dai Hanh mit pultförmigem Drachenbett davor

Bei einem köstlichen Mittagessen, welches wir uns mit jeweils sechs Leuten teilten, konnten wir unsere Kraftreserven gut auffüllen. So ließen wir uns Reis, Hackröllchen in Lolotblättern, panierte Hähnchennuggets, Frühlingsrollen, verschiedene Gemüsevariationen, Pommes und Papayasalat gut schmecken.

Letzte Station des heutigen Tages war dann eine zweistündige Bootstour durch die traumhafte Natur von Ninh Binh. Vorbei ging es an saftig grün bewachsenen Kalksteinfelsen, verträumten Tempeln und durch mehrere teilweise lange, verwinkelte Höhlen. Praktischerweise erwischten wir auch noch den Sonnenuntergang, so dass die ganze traumhafte Kulisse auch noch in besonders schönes Licht getaucht wurde. Auch einen Drehort der King Kong Verfilmung aus den Jahr 2017 passierten wir.

Das Ruderboot teilten wir uns mit einem YouTuber aus England und einer Lehrerin von den Philippinen. Tatsächlich wurde ich von der Lehrerin (mal wieder) gefragt, ob sie mich aus dem Fernsehen kennen würde. Ich erklärte ihr aber, dass ich nicht Freddie Highmore von „The Good Doctor“ bin, dass ich diese Frage aber schon öfters gehört habe 😅 vielleicht sollte ich Herrn Highmore langsam mal fragen, ob er noch ein Double braucht 😂.

Zurück in unserer Unterkunft waren wir froh, erstmal unter die Dusche springen zu können. Bei teilweise über 40° C, der hohen Luftfeuchtigkeit und Sonnencreme war dies auch dringend notwendig. Als plötzlich etwas nicht allzu Kleines über den Boden huschte, war der Schreck schon groß. Zum Glück stellte sich heraus, dass es „nur“ eine Eidechse war. Leider verschwand sie während mehrerer Fangversuche spurlos. Entweder ist sie doch zwischenzeitlich nach draußen entwischt oder sie hält heute Nacht die Mücken von uns fern.

Nach einem kleinen Snack, bestehend aus Salat für mich und „Bum Ki Sou“ mit Knoblauchbrot für Max, ließen wir den Tag entspannt am Pool ausklingen.

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